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Geschichte des Gymnasiums

Im Rahmen des 200-jährigen Schuljubiläums wurde die Schulchronik des Gymnasiums Georgianum erstellt und in der Festschrift veröffentlicht.
An der Chronikerstellung waren aktiv beteiltigt:
Dr. Dransfeld,
A. Nembach,
R. Arnoldt,
W. Trott,
K.-H. Roß
Quellen: Schularchiv, bisherige Festschriften

 
Zeit Ereignis
vor 1714 Die Ratsschule (Stadtschule) vermittelte neben der Bürgerschulbildung auch die Vorbereitung für den Hochschulbesuch.
1714-1729 Herzog Ernst gründet 1714 ein sog. Gymnasium academicum, das nach 15 Jahren wieder aufgehoben wurde; die Stadtschule sollte erneut die Vorbereitung für ein „gelehrtes“ Studium sichern.
1810 Im Rahmen der Stadtschule existierte eine Ratsschule, die auch Kenntnisse in Latein und Griechisch vermittelte und als gelehrte Schule der Vorbereitung auf ein Universitätsstudium dienen sollte. Herzog Friedrich verfügte an die Kirchen- und Schuldeputation seiner Regierung, eine stärkere Aufgliederung der Stadtschule vorzubereiten. Neben einer Stadtschule zur Erteilung des Elementarunterrichts sollte aus der Ratsschule ein herzogliches Gymnasium für das gesamte Herzogtum Sachsen-Hildburghausen entstehen.
30.04.1812 Einweisung der Mitglieder des Lehrerkollegiums für die „Gelehrte Schule“. Dr. Sickler (aus Gotha) wurde zum Schuldirektor berufen. Zur Studienschule (Gymnasium) gehörten mit der Sekunda und Prima zwei Studienklassen. Verbunden mit der Prima war eine sog. Selekta. Vor dem Abgang von Schülern auf die Universität wurden besondere Vorlesungen als Vorbereitung zur Universität gehalten. Die Dauer des Besuchs des Gymnasiums war auf etwa 6½ Jahre angesetzt.
1826 Der größte Teil des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen ging an das Haus Meiningen über. Damit war zu klären, wie mit den drei vorhandenen Gelehrtenschulen (Gymnasien) – nämlich in Meiningen, Hildburghausen und Saalfeld – verfahren werden sollte.
1834 Schließlich wurde entschieden, in Meiningen und Hildburghausen zwei nebeneinander bestehende Landesgymnasien zu erhalten. Es wurde bestimmt, dass jedes der beiden Gymnasien zukünftig aus sechs Klassen bestehen sollte. Die völlige schulische Trennung von der Bürgerschule wurde dann 1835 vollzogen.
08.08.1836
Schuldirektor Dr. Friedrich Sickler verstarb nach längerem Leiden. Seine Grabstätte auf dem Hildburghäuser Friedhof wird symbolisch mit einer Sphinx-Skulptur ausgestattet. Die Nachfolge von Sickler tritt einige Zeit später bis 1839 Dr. Gustav Kießling an, gefolgt von Dr. Rudolf Stürenburg (bis 1856), Dr. Albert Doberenz (bis 1878), Dr. Ernst Rittweger (bis 1896, gebürtig aus Häselrieth), Dr. Martin Heyn (bis 1906, geboren in Sachsendorf, jetzt Ortsteil von Sachsenbrunn), Dr. Karl Rittweger (bis 1916), Karl Eichhorn (bis 1926) und Hermann Röder (bis 1945).
 24.11.1836 Eine von Konsistorialrat Moritz Seebeck verfasste „Ordnung der beiden Landesgymnasien in Meiningen und Hildburghausen“ (mit Schulplan, Dienstinstruktionen, Prüfungswesen usw.) trat in Kraft.
 17.07.1876  Im Februar 1875 wurde vom Staatsministerium in Meiningen mitgeteilt, dass der Landtag zum Neubau eines Gymnasiums 90 000 Mark zu bewilligen bereit ist, wenn die Stadt Hildburghausen einen Beitrag von 30 000 Mark leiste. Dem stimmte die Stadt zu. Am 17. Juli wurde der Grundstein gelegt.
 08.04.1877
 

Pr. Ernst    Pr. Friedrich
von Sachsen-Meiningen
Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen und sein Bruder Prinz Friedrich wurden Schüler des Gymnasiums in den Klassenstufen Prima und Sekunda. Prinz Friedrich legte Ostern 1878 die Reifeprüfung ab, Prinz Friedrich folgte seinem Bruder mit dem Abiturabschluss Ostern 1879.
 04.09.1877 Das neuerbaute Gymnasium wurde eingeweiht und erhielt den Namen „Georgianum“. 65 Jahre hatte das Gymnasium seinen Sitz im Gebäude der Bürgerschule. Nun stand ein neues Schulgebäude zur Verfügung.
                              
     
Bürgerschule                                                                      Gymnasium Georgianum
 1882/83 Am 1. Mai wurde der Singkranz mit dem Namen „Georgiana“ gegründet. Ein Jahr später (4. Juni 1883) entstand ein Turnkranz, der ebenfalls den Namen „Georgiana“ trug.
1902/03 Einführung der preußischen Lehrpläne vom Jahre 1901. Der Verminderung der Unterrichtsstunden für die altklassischen Sprachen stand eine erhebliche Vermehrung der Unterrichtsstunden im Fach Deutsch gegenüber.
 1907/08 Karl Rittweger wurde 1906 zum Direktor des Gymnasiums berufen. Gleich bei seinem Eintritt strebte er an, den „ungeteilten Unterricht“ auch am Georgianum einzuführen. Abgeschafft werden sollte der Nachmittagsunterricht in den verbindlichen Fächern. Dazu wurden die Unterrichtsstunden von bisher 50 Minuten auf 40 Minuten („Kurzstunden“) verringert.
Diese wesentliche Neuorganisation des Unterrichtsbetriebes machte es aber erforderlich, am Gymnasium einen eigenen Lehrer für die technischen Fächer (Turnen, Gesang, Zeichnen) zu berufen. Diese Stelle trat 1907 Heinrich Pietsch an.
1907/08 Die Schule wurde einem großen Umbau unterzogen. Die Direktorwohnung im zweiten Geschoss wurde aufgelöst. Zwei der Räume dienten künftig dem physikalischen Unterricht.
18.04.1911 Nach der „Ordnung für die beiden Landesgymnasien“ von 1836 war es an der Zeit, in einer neuen Schulordnung eine Aktualisierung vorzunehmen und auszuweisen. Sie behandelte u. a. die methodische „Lehrverfassung“ (in Anpassung an die preußischen Lehrpläne von 1901), die Geldverpflichtungen gegenüber der Schule, die Zeugnisse, die Schulzucht und schließlich religiöse Veranstaltungen, Schulfestlichkeiten, Ferien usw.
1912 In einer „Jubelfeier“ wurde in der Woche vor den Pfingstfeiertagen von Mittwoch bis Freitag (22. bis 24. Mai) unter großer Anteilnahme der Bevölkerung das 100-jährige Bestehen des Gymnasiums begangen. Der 23. Mai war der Hauptfesttag. Er begann mit einem Friedhofsrundgang. Nach einem Festgottesdienst fand im Stadttheater der Festakt statt. In der Rede des Bürgermeisters der Stadt Dr. Benz betonte dieser, dass „der geistige Stand Hildburghausens mit seinen Schulen und nicht zuletzt mit dem Gymnasium steht und fällt“.
25.06.1914
 
Am 25. Juni 1914 starb im 89. Lebensjahr mit Herzog Georg II. der Namensgeber des Gymnasiums, der seit 1866 im Amt war.
01.08.1914  Deutschland erklärte gleichzeitig mit seiner Generalmobilmachung Russland den Krieg. Mit der deutschen Kriegserklärung an Frankreich am 3. August rückten deutsche Truppen in Belgien ein. Am Gymnasium gab es gleich zu Kriegsbeginn gravierende Einschnitte. Vier der sechszehn an der Anstalt wirkenden Lehrkräfte wurden frühzeitig in den Heeresdienst einberufen; Ende August folgte auch Kastellan (Hausmeister) Lühmann.
 05.08.1914 Die Oberschulbehörde erteilte die Ermächtigung, den Oberprimanern bei Eintritt in das Heer das Reifezeugnis (Not-Abitur) zu erteilen. 21 der 26 Oberprimaner machten davon Gebrauch. Weitere 15 Gymnasiasten folgten ihnen im ersten Kriegsjahr. Elf von ihnen zahlten ihren pflichtgetreuen Einsatz „Mit Gott, für Kaiser und Vaterland“ mit ihrem Leben.
 Herbst 1914 Zu Beginn des Krieges musste die Turnhalle zur Einrichtung eines Lazaretts frei gegeben werden. Der gesamte technische Unterricht (Turnen, Gesang, Zeichnen) wurde gestrichen. Ende November musste auch ein großer Teil des Gymnasiums für die Erweiterung des Lazaretts abgetreten werden.
01.01.1916 Inmitten der Kriegszeiten – Wechsel in der Leitung des Gymnasiums: Karl Rittweger übergibt sein Amt an „Kriegsdirektor“ Karl Eichhorn. Am 1.Januar 1916 wurde der fast 60-jährige Karl Rittweger nach Meiningen versetzt, nahm dann aber das Referentenamt für das gesamte Schulwesen im Herzogtum wahr. Harte und schwere Zeiten waren es, als Karl Eichhorn die Schule bis zum Ende des Schuljahres 1925/26 führte, die als die bis dahin „stürmereichste Zeit der Schulgeschichte“ angesehen wurde.
Schulbeginn 1918 Ab Ostern 1918 öffneten sich für einige Mädchen und junge Frauen zum ersten Mal die Pforten des Hildburghäuser Gymnasiums. Mit Ruth Sontag (Trostadt) ist im Schuljahr 1918/19 die allererste und einzige Schülerin in den Schulprotokollen verzeichnet. Sie bekam im nächsten Jahr (Juni 1919) in der Obersekunda noch Unterstützung durch Edith Scheller (Hildburghausen, Tochter von Rudolf Scheller jun.). Beide legten Ostern 1922 als erste Mädchen das Abitur ab. Viel Mut brauchten auch drei weitere Mädchen, die im Schuljahr 1919/20 mit 10/11 Jahren ihren Weg im Gymnasium „ganz unten“ in der Sexta (5.Klasse) antraten: Gertraude Pietsch, Margarete Schön und Gertrud Steiner.
Kriegsende Insgesamt fanden 27 Kriegsteilnehmer des Gymnasiums den Tod; deren Namen sind alle auf einer Tafel verewigt, die vor wenigen Jahren im Eingangsbereich des Gymnasium-Altbaus angebracht wurde.
19.07.1919 Die Weimarer Reichsverfassung wurde verabschiedet, ehe sie dann am 14. August in Kraft trat. Am 26. November waren alle 14 Lehrer des Gymnasiums bereit, den „Treueid auf die Reichsverfassung“ zu leisten. Mit den sog. „Schulartikeln“ der Verfassung (Art. 143-149) sollte dem Schulwesen eine an der Staatsform der Republik angepasste Ausrichtung gegeben werden. Von zentraler Bedeutung war die Bestimmung in Art. 146: „Das öffentliche Schulwesen ist organisch auszugestalten.“
28.04.1920 Das an diesem Tage beschlossene Reichsgesetz setzte an die Stelle der Vorschulen die für alle Kinder verbindliche gemeinsame vierjährige Grundschule. Mit der für alle Schüler gleichen Elementarbildung in der Grundschule wurde zumindest für die 1. bis 4. Klasse ein wichtiger Schritt zur Entwicklung einer Einheitsschule und damit der Demokratisierung des Schulwesens getan.
Juni 1920 Einberufung einer zentralen Reichsschulkonferenz vom 11.-20. Juni zur Entwicklung eines einheitlichen Reichsschulgesetzes. Dieses Vorhaben scheiterte an den Fragen der Konfessionsschulen. Letztlich wurde so verhindert, ein für alle deutschen Länder und Gebiete geltendes Gesetz zu verabschieden. So entschlossen sich einige Länder – unter ihnen auch Thüringen – separate Schulreformen anzugehen im Sinne einer Einheitsschule.
12.06.1920 Mehrere (Ober-)Lehrer des Gymnasiums und des Lehrerseminars schlossen sich auf Initiative von Prof. Heller zu einer Ortsgruppe zusammen und traten dem Philologenverein in Meiningen bei. In der Begründung hieß es u. a., „um die Interessen ihres Standes nach allen Richtungen hin tatkräftig zu unterstützen“.
19.06.1920 Auf dem erst kurz vorher hergerichteten Sportplatz im Irrgarten wurden erstmalig für die Jugend von Hildburghausen und Umgebung Reichsjugendwettkämpfe veranstaltet.
29.08.1920 Einweihung des „Turnkranzdenkmals“ am Römersbach für die 39 gefallenen Turnkränzler. Die Eltern und Verwandten der nicht nach Hause zurückgekehrten und oft an einem unbekannten Platz beigesetzten jungen Männer fanden hier einen Ort der Trauer und Erinnerung an ihre Söhne, Brüder oder anderen Angehörigen.
24.02.1922 Die Thüringer Regierung in Weimar beschloss das Einheitsschulgesetz. Benannt nach dem thüringischen Volksbildungsminister Max Greil, leitete diese „Greilsche Schulreform“ die bisher tiefgreifendsten Veränderungen in der Geschichte des Gymnasiums ein. Prinzipiell sollte damit die bisherige isolierte Dreigliederung des Schulwesens mit Volksschule, Mittelschule und höherer Schule überwunden werden. In einem einheitlichen (Schul-) Organismus waren diese verschiedenen Schulformen und -stufen zu integrieren.
01.04.1922 Das neue Schuljahr begann mit der schrittweisen Einführung des Einheitsschulplanes. Der historisch gewachsene Aufbau des Gymnasiums mit neun Klassenstufen sollte schrittweise ersetzt werden durch eine dreistufige Aufteilung in eine Realunter-, Realmittelschule und Oberschule mit je dreijährigem Lehrgang.
1922/23 Es wurde begonnen im Schuljahr 1922/23 mit der Einrichtung der ersten Klasse der Realunterschule. Die bisherige Klassenbezeichnung (Sexta) wurde ersetzt durch die Angabe „5. Klasse“. Die neue Realunterschule war eine lateinlose schulische Einrichtung, dafür begann der Unterricht mit Französisch als erstem Sprachpflichtfach.
1922/23 Nach 127 Jahren (Gründung 1895) begann ab Schuljahr 1922/23 der schrittweise Abbau des sechsklassigen Lehrerseminars. Ausgehend von Art. 143 der Weimarer Verfassung zur Umgestaltung der Lehrerbildung „nach den Grundsätzen, die für die höhere Bildung allgemein gelten“, war eine Ausbildung zum Volksschullehrer nur noch mit Abitur möglich. Es war daher eine zweckmäßige Lösung, an die Stelle des Lehrerseminars mit der Aufbauschule einen neuen Schultyp der höheren Bildung zu setzen.
22.10.1922 Zum Erntedankfest 1922 fand am Ahrensberg der Weiheakt des „Denksteins für die gefallenen Sangesbrüder“ statt. Die Namen der 28 im 1. Weltkrieg gefallenen Singkränzler wurden in den Stein gehauen.
1923/24 Das 1808 von Ludwig Nonne gegründete „Unterrichtsinstitut für Knaben und Mädchen der gebildeten Stände“ wurde nach 115 Jahren zum Schuljahr 1923/24 endgültig aufgelöst. Als selbständige Schule bestand das Nonnesche (Privat)-Institut noch bis Ostern 1920. Dann ging es in die Verwaltung der Stadt Hildburghausen über und erhielt den Namen „Nonne-Schule“. (Städtische Mittelschule).
 1923/24  Nach dem Ende der „Nonne-Mittelschule“ wechselten zahlreiche Schüler zum Gymnasium. Die Anzahl der Gymnasiasten stieg von 175 auf 285 an! Ein solcher Zuwachs war in der bisherigen Geschichte des Gymnasiums ein einmaliges Ereignis. Für die Jahrgangsstufen der Realunterschule (5.-7. Schuljahr) mussten – ebenfalls erstmalig – jeweils zwei Parallelklassen eingerichtet werden. Die Anzahl der Mädchen stieg auf über 70 an und gab der Schülerschaft ein neues Gepräge.
 1923/24  Dem Wechsel zahlreicher Schüler von der Nonne-Mittelschule folgten auch mehrere Lehrkräfte: Marie Reukauf, Marie Fischer, Hugo Wildfeuer und Albin Gleichmann. Mit Marie Reukauf und Marie Fischer gehörten seit der Gründung des Gymnasiums die ersten Frauen dem Lehrerkollegium an.
 27.02.1924  Die konservativ ausgerichtete bürgerliche Regierung nahm einige Korrekturen und Ergänzungen des Thüringer Einheitsschulsystems vor. Die wichtigste Änderung bestand darin, dass von Beginn des neuen Schuljahres in den Real-Unterschulen als (grundständige erste) Fremdsprache an Stelle des Französischen (auch) das Lateinische nach Wahl der Erziehungsberechtigten wieder zugelassen wurde. Damit konnte neben der „neusprachlichen Unterschule“ (mit einer neueren Sprache ab Kl. 5) auch eine „altsprachliche Unterschule“ (mit Latein ab Kl. 5) aufgebaut werden.
1924/25 Tatsächlich meldeten sich zwei Drittel der Schüler für die neue Latein-Sexta. Nur wenige entschieden sich dagegen als „5. Klasse B“ für Französisch. Zwar wählten die meisten Schüler Latein, bevorzugten aber dann letztlich eine Fortführung des Lehrgangs „Realgymnasium“! Nach über 110 Jahren ließen die ab 1922 eröffneten Realschulklassen und das 1924 begründete Realgymnasium, das bis dahin stark an der antiken Kultur orientierte humanistische Gymnasium zu einem „Auslaufmodell“ werden.
23.04.1924 Gesetzlich geregelt wurde die „Neuordnung des Thüringer Schulwesens“ durch das „Neue Schulaufbaugesetz“ vom 23. April 1924. Angestrebt wurde eine Erweiterung der Einheitsschule durch Integration der Berufsschule und der „Mittelschule alter Form“. Mittelschulklassen: Verstärkt kamen wieder Schüler aus Mittelschulen (u. a. Eisfeld, Lauscha, Themar) an das Gymnasium. Mit Französisch als grundständiger (erster) Fremdsprache von der Mittelschule an das Gymnasium gekommen, begann für diese Schüler der Lateinunterricht erst in der 8. oder noch später in der 10. Klasse. Dieser Schultyp mit einer deutlich veränderten Abfolge der Fremdsprachen wurde „Reformrealgymnasium“ genannt. Der Zugang aus den „Mittelschulen alter Art“ zum Gymnasium stellte einen weiteren Weg für die angestrebte Durchlässigkeit des Schulsystems dar. Mit dem Erreichen des Abschlusses der „Mittleren Reife“ war ferner eine gute Voraussetzung geschaffen für den Besuch eines Technikums, wie es z. B. schon seit 1879 in Hildburghausen existierte.
29.03.1926 Der in den Ruhestand versetzte Leiter der Anstalt, Karl Eichhorn, verabschiedete sich von den Schülern und dem Lehrerkollegium. Sein Scheiden aus dem Amt ging in aller Stille vonstatten. Die Schüler erlebten Karl Eichhorn als korrekten und strengen Direktor und nannten ihn daher auch „Zeus“; andere sprachen weniger ehrfurchtsvoll vom „Rülps“. Karl Eichhorn wurde in seinem Amt von Hermann Röder abgelöst.
1926/27 Gymnasium und Aufbauschule wurden 1926/27 unter eine gemeinsame Leitung gestellt. Prof. Hermann Röder vom Gymnasium übernahm die Gesamtleitung der „kombinierten Anstalt“, zum Stellvertreter für die Deutsche Aufbauschule wurde Oberstudienrat Ernst Kaiser ernannt. Er war „als solcher mit der Leitung des inneren Betriebes dieses Schulzweigs beauftragt“.
Abitur 1930 „Das alte humanistische Gymnasium wurde zu Grabe getragen.“ Bei den Abiturprüfungen 1930 gab es mit drei verschiedenen Bildungsabschlüssen ein Novum: jeweils acht der Abiturienten erhielten entweder das traditionelle Zeugnis des „alten humanistischen Gymnasiums“, des „Realgymnasiums“ oder des „Reformrealgymnasiums“. Von den acht Abiturienten mit Abschluss des „Humanistischen Gymnasiums“ legten sechs die Reifeprüfung im Frühjahr ab; Heinrich König und Wilhelm Völkert folgten dann im Herbst 1930. In dem Jahresbericht 1929/30 hieß es schlicht und etwas sarkastisch: „Mit dem Abgang der genannten Gymnasiasten ist das alte humanistische Gymnasium hier zu Grabe getragen worden.“
Abitur 1931 Nach den drei verschiedenen Abiturabschlüssen 1930 kam ein Jahr später noch ein vierter hinzu mit den ersten Abgängern des lateinlosen Oberrealschulzweiges. Abiturientinnen: In den beiden Abiturjahrgängen 1930 und 1931 waren unter den 49 Absolventen lediglich sechs Mädchen vertreten. Unter den 155 Schülern, aus denen die Abiturienten 1930 und 1931 hervorgingen, befanden sich am Anfang immerhin 50 Mädchen! Nur sechs von ihnen erreichten nach neun bzw. sieben Jahren das ersehnte Ziel. Nach wie vor gelang es damit nur wenigen Mädchen, den langen und schwierigen Weg bis zum Abitur durchzustehen. Schülerzahlen: Am 1. Mai 1929 wurde das Gymnasium von 165 einheimischen und 154 auswärtigen Schülern besucht (insgesamt 319!). Von letzteren wohnten 42 mit voller Pension am Schulort (teilweise im Schülerinternat). Die hauptsächlichen Heimatorte waren (außer Hildburghausen): Themar (24), Eisfeld (22), Wallrabs (12), Häselrieth (11), Lauscha (9), Veilsdorf (8), Hessberg, Streufdorf und Steinach (je 7). Dazu kamen noch 20 Orte, aus denen ein bis drei Schüler stammten. Vier Jahre später sank die Schülerzahl auf 223. Zur Erklärung wurde gegeben:“ Bedauerlich ist, daß aus den Orten des Kreises Hildburghausen, aus denen die Schule nicht täglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad oder mit der Eisenbahn erreichbar ist, fast kein einziger Schüler mehr zu uns kommt. Ein Zeichen der Not, die in unserem Kreis herrscht.“
1933 Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler begann die schrittweise Umgestaltung des Schulwesens im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. Eine geänderte Schulordnung regelte z. B. die Aufnahme von „Juden und Mischlingen“ an höhere Schulen. Der Schulleiter H. Röder versicherte, dass alle Schüler des Georgianums „arischer Abstammung“ seien.
1935 Die sog. „Richtlinien zur Rassekunde“ (15. Januar) und die „Nürnberger Gesetze“ (15. September) wurden verkündet. Damit wurden rassekundliche Themen zu obligatorischen Lerninhalten aller Lehrpläne.
1936 Im Zuge der Gleichschaltungspolitik wird das „Gesetz über die Hitlerjugend“ erlassen. Nun wurde die Mitgliedschaft in der HJ für jeden Jugendlichen zur Pflicht. Auch am Georgianum waren sämtliche Schüler Mitglied der Hitlerjugend.
1937 Im Rahmen der „Reform des höheren Schulwesens“ wurde die 8-jährige Oberschule eingeführt. Dadurch fand im Frühjahr eine doppelte Reifeprüfung sowohl für die Oberprimaner (Klasse 13) als auch für die Unterprimaner (Klasse 12) statt. Das Georgianum wird in „Staatliche Oberschule und Aufbauschule“ umbenannt und beging im Oktober mit einer dreitägigen Festfolge sein 125-jähriges Gründungsjubiläum.
1939 - 1945 Mit dem Überfall auf Polen begann im September der Zweite Weltkrieg. Damit führten kriegswirtschaftliche Notwendigkeiten in den folgenden Schuljahren zunehmend zu Einschränkungen im Schulbetrieb (Luftschutzübungen und Luftalarmproben, Schwierigkeiten beim Schülertransport, Kohlemangel, Nutzung des Schulgebäudes als Lazarett, kurzzeitige oder längerfristige Unterbrechungen des Schulbetriebes durch verlängerte Ferienzeiten, Ausbildung von Schülern und Lehrern als Luftwaffenhelfer etc.).
1945 Im März wurde der Schulbetrieb am Georgianum komplett eingestellt.
08.05.1945 Die bedingungslose Kapitulation Deutschlands stellte die Weichen für die Entwicklung in den von den Alliierten gebildeten Besatzungszonen.
05.06.1945 Die Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschland durch Besatzungsmächte wurde proklamiert.
09.06.1945 Im Osten Deutschlands erfolgte die Bildung der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland).
10.06.1945 Die Zulassung von Parteien und Gewerkschaften durch den Befehl Nr. 2 der SMAD gewährleistete eine erste Steuerung der sowjetischen Einflussnahme.
27.06.1945 Die Bildung der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung auf Befehl der SMAD ermöglichte den Wiederbeginn des Schulalltages.
01.10.1945 Der offizielle Schulbeginn in der SBZ war für den 1. Oktober festgeschrieben. Laut Klassenbucheintragung begann der Unterricht am Gymnasium am 4. Oktober 1945. Unterrichtet wurden die Fächer Mathematik, Deutsch, Englisch, Biologie, Latein, Erdkunde, Zeichnen und Turnen, sogar der Chor war Bestandteil des Stundenplanes.
09.-11.02.1946  Die Gründung des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) erfolgte auch auf Grundlage des Befehls Nr. 2. Ein erster Sammlungsaufruf für eine Gründungsinitiative einer freien Gewerkschaft findet sich im Konferenzprotokoll vom 8. Oktober 1945, hier begannen auch die ersten Eintragungen. In den Konferenzprotokollen sind dann Aufrufe an die Lehrer zum Beitritt im FDGB am 28. November 1946 angemerkt. 
07.03.1946 Die Gründung der FDJ (Freie Deutsche Jugend) sollte den sowjetischen Einflussbereich auf die Jugend verstärken. Informationen finden sich dazu in einer Gesamtkonferenz vom 13. Mai 1946, in der ein Rundschreiben des Kreisbildungsamtes zur Gründung der FDJ verlesen wurde. Das  mündete dann in einem Aufruf zur Förderung der Freien Deutschen Jugend.
02.06.1946 Das Gesetz zur Demokratisierung der deutschen Schulen auf Befehl der SMAD legte die Einführung einer achtjährigen Grundschule und einer vierjährigen Oberschule fest. Auch wurde Russisch als Fremdsprache eingeführt, Geschichte teilweise durch Gegenwartskunde ersetzt.
12.06.1948 Eine Gedenkstunde zum Schulgesetz am 12. Juni 1948 würdigte dieses.
30.09.1946 Der Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess wurde in den Unterrichtsstunden, z. B. im Fach Geschichte, später in Gegenwartskunde laut Klassenbüchern thematisiert.
Juni 1947 Nach der Gründung der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, zunächst „Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion“, forderte das Kreisbildungsamt die Lehrerschaft zum Beitritt zur DSF am 2. September 1949 auf.
06./07.12.1947 Die Volkskongressbewegung sowie die Tagung des 1. Deutschen Volkskongresses waren Bestandteile der Diskussionen in den Allgemeinen Dienstberatungen, so sollte im Fach Gegenwartskunde auf das Volksbegehren eingegangen werden. Laut Konferenzprotokoll vom 21. Mai 1948, und über ein Schreiben des Kreisbildungsamt wurde für die Volkskongressbewegung am 1. September 1948 geworben.
26.02.1948 Der Befehl der SMAD zur Entnazifizierung sorgte auch an der Oberschule dafür, dass ehemalige Mitglieder der NSDAP keinen Geschichtsunterricht erteilen sollten und man war bemüht alle NS-Dokumente zu vernichten.
29./30.06.1948 Der Beschluss der SED zum ersten Zweijahresplan sollte laut Konferenzprotokollen in den Unterricht einbezogen werden und gleichzeitig die Verbindung mit z. B. der Porzellanfabrik Veilsdorf zur Verstärkung des polytechnischen Charakters  der Oberschule führen.
22.02.1949 Der Oberschule wurde der Name „Geschwister Scholl“ verliehen.
 
1949/50 Lehrer wechselten häufig. Bis zur Berufung eines Schulleiters leitete Herr Friedrich Mardorf kommissarisch die Schule. Die materiellen Bedingungen waren unbeschreiblich schlecht.
1950/51 Herr Dr. Lunderstedt (Lehrer für Latein und Geschichte) wurde zum Schulleiter berufen.
1951/52 Herr Weigelt (Lehrer für Geografie) löste ihn nach einem Jahr ab. Beide Herren waren Lehrer der „alten Schule“. Methoden und Einstellungen stimmten offen sichtlich nicht mehr mit den Erwartungen an die neuen „Leitungskader“ überein, die die Bildungs- und Erziehungsziele, die nach der Gründung der DDR neu definiert wurden ( Schulpflichtgesetz 1950 mit den entsprechenden Durchführungsverordnungen), mit aller Konsequenz durchzusetzen hatten.
1952 - 1974 Herr Lothar Thieme wurde zum Direktor der EOS „Geschwister Scholl“ berufen. Mehr als zwei Jahrzehnte prägte der Lehrer für Geschichte und Staatsbürgerkunde die Bildungs- und  Erziehungsarbeit mit pädagogischem Geschick, mit Parteilichkeit und persönlichem Einsatz. Die vom ständigen Wechsel in den Zielstrategien geprägte Zeit forderte ihren Tribut. Herr Thieme erkrankte schwer und musste 1974 die Leitung abgeben. In der folgenden Zeit war er weiter für „seine Schule“ als Leiter der Internats tätig.
1959/60 Die Oberschulen wurden in „Erweiterte Oberschulen“ (EOS) umbenannt. Diese Umbenennung erfolgte als Ergebnis des 1959 beschlossenen „Gesetzes über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens“. Der konkrete Lehrplan erschien 1960. An der EOS in Hildburghausen wählten die Schüler zwischen der sprachlich geprägten A-Klasse (Russisch, Englisch, Latein) und der naturwissenschaftlich orientierten B-Klasse. Der Übergang in die EOS erfolgte nach der 8. Klasse. Das Einzugsgebiet erstreckte sich über die Kreisgrenzen hinweg bis in den Sonneberger Raum. Das Internat (Schülerheim) erfüllte eine wichtige Aufgabe.
1961 Entsprechend dem neuen Bildungsgesetz wurde die ergänzende Berufsausbildung eingeführt. Die Ausbildungsbetriebe waren über das gesamte Kreisterritorium verteilt. Die Ausbildungsrichtungen entsprachen der Wirtschaftsstruktur des Kreises.
1962 Das 150. Schuljubiläum wurde mit großem Aufwand gefeiert. Im Mittelpunkt standen, wie in der DDR allgemein üblich, die Erfolge der letzten 25 Jahre.
1965 Das „Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem“ stellte neue Weichen für die Zukunft der EOS. Die Neustrukturierung des Gesamtsystems führte zum Bedeutungsverlust der EOS. Durch die Annahme, dass die Polytechnische Oberschule mit den Klassen 1-10 ein einheitlich hohes Bildungsniveau erreichen wird, wurden die EOS-Klassen 9 und 10 „überflüssig“. Ab 1967 wurden die Schüler zwar weiterhin mit der 9. Klasse in die EOS aufgenommen, galten aber als sogenannte Vorbereitungsklassen mit einem Schulabschluss nach Klasse 10. Damit war auch der Übertritt aus Klasse 10 der POS in die Klasse 11 der EOS möglich.
1974 - 1990 Herr Karl-Franz Hoffmann wurde zum neuen Direktor der EOS „Geschwister Scholl“ berufen. Ursprünglich als Internatsleiter tätig, musste er sich einer völlig neuen Leitungsstruktur stellen. Mit der ihm eigenen Disziplin führte er die Schule zu weiteren Erfolgen. Der neue Leitungsstil wurde nicht von allen Schülern gleichermaßen verstanden und akzeptiert.
1978 Der Wehrunterricht wurde eingeführt. Jungen und Mädchen sollten zur „Landesverteidigung“ ertüchtigt werden. GST-Lager und Lager für ZV stellten die Hauptstützen dar.
1984 Die Entwicklung zur Schwächung der EOS wurde durch die Reduzierung auf die Klassen 11 und 12 weitergeführt. Schüler aus den 10. Klassen der POS mit unterschiedlichem Ausgangsniveau mussten zum Abitur geführt werden.
1987 Das Schuljubiläum „175 Jahre Gymnasium und EOS“ wurde in vielfältigster Weise gefeiert. Auch bei diesem Jubiläum stehen die gegenwärtigen Erfolge im Vordergrund. Bezüge zu humanistischen Traditionen bzw. die Erwähnung dunkler Zeiten in der Geschichte der altehrwürdigen Schule fanden kaum Erwähnung.
1989 Auch an der EOS begann mit dem neuen Schuljahr ein konfliktreicher persönlicher und innerschulischer Klärungsprozess zu den anstehenden gesellschaftlichen Veränderungen. Einzelne Lehrer und Schüler beteiligten sich bewusst an reformorientierten Aktivitäten auf unterschiedlichen Ebenen. Nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze im November beschleunigte sich der Prozessdes Zerfalls staatserhaltender Strukturen im Allgemeinen und kulminierte an der EOS im Dezember mit der Auflösung der Betriebsparteiorganisation. In den folgenden Monaten standen viele Lehrer an der Seite ihrer Schüler, rangen um gemeinsame Positionen, halfen sich und den jungen Menschen, Vergangenes zu überdenken und zukünftiges Denken und Handeln zu erleichtern.
1990/91 In der 9. Jahrgangsstufe werden vier Leistungsklassen gebildet.
25.03.1991 Das Thüringer Schulgesetz schreibt unter anderem das Gymnasium ab der 5. Klasse fest.
   
   
  Fortsetzung der Chronik ist in Arbeit.